Falsches Saatbeet: Unkräuter gezielt austricksen

Bevor das ausgesäte Gemüse wächst, tut es meist das, was kein Kleingärtnernder haben möchte: Unkraut. Genau hier setzt das sogenannte „falsche Saatbeet“ an. Dabei handelt es sich um eine einfache, aber äußerst wirkungsvolle Methode, um Beikräutern zuvorzukommen. Wer sich ein bisschen Zeit nimmt, um den Boden gezielt vorzutäuschen, es sei schon gesät, spart sich später viel Jäten. Wie das geht und worauf man achten sollte, erklärt Adrian Bürkner, Gartenfachberater im Leipziger Kleingartenverein “Abendsonne” (Foto: Pixabay):
Falsches Saatbeet: Beikräuter vor der Aussaat auszupfen
Wild samende Kräuter erschweren den gärtnerischen Alltag. Besonders im Frühjahr lastet auf ausgesäten Möhren oder den feinen Porreepflänzchen ein großer Konkurrenzdruck um Wurzelraum, Wasser, Nährstoffe und Licht. Dabei scheinen unerwünschte Pflanzen viel durchsetzungsstärker zu sein als die Kulturpflanzen. Dies ist auch nicht weiter verwunderlich, bedenkt man, dass unser Gemüse nach Ertrag, Aussehen und Geschmack gezüchtet wurde, während andere Eigenschaften wie Durchsetzungskraft und Robustheit immer weniger erhalten blieben.
Veraltete Methoden wie das jährliche Umgraben des Bodens zeigen nur mäßigen Erfolg: Die warmen Winter führen kaum noch dazu, dass die durch das Wenden an die Oberfläche gebrachten Samen absterben. Zudem ist seit längerem bekannt, dass wilde Samen über viele Jahrzehnte in tieferen Bodenschichten ausharren können und mit jedem Umgraben nach oben geholt werden. Es befindet sich also ein unerschöpflicher Vorrat an Samen im Boden.
Nachdem die Beikräuter gekeimt sind, können Sie ausgezupft werden und machen den späteren Gemüsepflanzen keine Probleme mehr. Ideal für naturnahe Gärten ohne Chemieeinsatz (Foto: Hans/Pixabay).
Empfindliches Gemüse profitiert vom "falschen Saatbeet"
Ein Trick aus der Landwirtschaft ist hier das „falsche Saatbeet“: Erreichen die Temperaturen 10-15° C, wird zwei bis drei Wochen, bevor die eigentliche Aussaat bzw. Pflanzung der Kulturen beginnt, das Beet so vorbereitet, als wolle man schon starten: der Boden wird oberflächlich aufgelockert, von Mulchmaterial befreit und kräftig gegossen. Nun heißt es beobachten: Wilde Kräuter keimen in den kommenden ein bis zwei Wochen. Diese werden in einem frühen Stadium, wenn sie noch 2-3 cm klein sind, 1-2 cm unter der Erde abgezogen. Am besten mit einer Drahthacke oder Pendelhacke.
Dadurch werden die Keimlinge samt Wurzel auf die Oberfläche gelegt und trocknen dort bei sonnigem Wetter aus. Wichtig hierbei: Nur sehr oberflächlich arbeiten, sonst holt man die nächsten Samen aus der Tiefe hoch. Nach wenigen Tagen sind sie dann auch wieder verschwunden, da sie ein begehrtes Futter für diverse Bodenlebewesen sind. Nun ist für die nächsten Wochen der größte Konkurrenzdruck gebannt und es kann mit der eigentlichen Aussaat begonnen werden.
Vorteile des "falschen Saatbeets"
- Weniger Unkrautdruck: Durch die gezielte Keimung und anschließende Entfernung von Unkraut vor der eigentlichen Aussaat wachsen später deutlich weniger Konkurrenzpflanzen
- Bessere Startbedingungen für Kulturpflanzen: Die jungen Gemüsepflanzen haben mehr Licht, Nährstoffe und Platz
- Reduzierter Pflegeaufwand: Weniger Unkraut bedeutet später weniger Jäten
- Schonender für den Boden: Da weniger Hacken nötig ist, bleibt die Bodenstruktur besser erhalten
- Ganz ohne Chemie: Eine einfache, natürliche Methode zur Beikrautregulierung. Ideal für das naturnahe Gärtnern
"Falsche Saatbeet" sinnvoll, wenn:
- Gärtnernde mit viel Unkraut kämpfen: In Gärten mit starkem Beikrautdruck (z. B. durch Samenflug, Kompost oder ungelockerten Boden) hilft das falsche Saatbeet, die erste große Unkrautwelle abzufangen
- empfindliche Saaten und Pflanzen angebaut werden: Pflanzen wie Möhren, Petersilie oder Pastinaken keimen langsam und verlieren gegen schnell wachsende Unkräuter oft das Rennen. Ein sauberes Saatbeet verschafft ihnen einen klaren Vorsprung
- auf Herbizide und Chemie verzichtet werden soll: Das falsche Saatbeet ist eine der besten natürlichen Methoden zur Unkrautregulierung – ganz ohne Chemie
- Gärtnernde Zeit für etwas Vorbereitung haben: Das Verfahren braucht ein bis drei Wochen Vorlauf. Wer früh im Jahr plant, profitiert den ganzen Sommer von weniger Jätarbeit
Adrian Bürkner, Gartenfachberater im KGV “Abendsonne” in Leipzig
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Steckbrief: Schwarzer Holunder
Name | Sambucus nigra, auch Holler, Holder, Fledderbeernbusch oder Flier genannt |
Familie | Moschuskrautgewächse (Adoxaceae) |
Verbreitung | Mitteleuropa, Kaukasus, Kleinasien, Nordafrika, Westsibirien |
Standort | nährstoffreiche, mäßig feuchte Böden in Sonne oder Halbschatten |
Aussehen | Sommergrüner Strauch mit fünf oder sieben gegenständigen Fiederblättchen; schirmartige Dolden mit kleinen weißen Blüten und später schwarz-roten Beeren |
Essbarkeit | ungiftig; verwendet werden Blüten und Beeren, seltener die Rinde |
Verwendung | Heil- und Gewürzpflanze; als Tee, Tinktur, Umschlag, Salbe oder Öl oder in der Küche in Gelees, als Saft oder Sirup |
Wirkung | entzündungshemmend, schleimlösend, antioxidativ, fiebersenkend, harntreibend, immunstärkend |
Anwendung | bei Husten, Schnupfen, Fieber und Erkältungen sowie leichten Harnwegsinfekten |
Darreichung | frische oder getrocknete Blüten als Tee oder Aufguss; Beeren gekocht oder gegart als Tee, Tinktur oder Öl; seltener Blätter als Ölauszug |
Unsere Rezeptecke
Holunderblüten-Tee | 5 g frische oder getrocknete Holunderblüten mit 150 ml kochendem Wasser übergießen und 10 Minuten abgedeckt ziehen lassen. Anschließend abseihen und in kleinen Schlucken noch warm trinken. Bis zu dreimal täglich, wirkt schleimlösend und harntreibend. Kann bei Bedarf mit 1 TL Lindenblüten, Salbei und/oder Thymian ergänzt werden. |
Holunderblüten-Tinktur | 2 Handvoll frische Holunderblüten-Dolden in ein Schraubglas geben, bis dieses halbvoll ist. Glas mit Alkohol (40 % - zum Beispiel Ansatzalkohol, Korn oder Wodka) auffüllen und verschließen. Mischung an einem dunklen Ort drei Wochen ziehen lassen und dabei gelegentlich schütteln. Dann abseihen und die Tinktur in eine dunkle Flasche füllen. Pro Tag bis zu 30 Tropfen in ein Glas Wasser geben und trinken. Kann bei Erkältungen und Allergien helfen und das Immunsystem stärken. Äußerlich auch bei kleinen Wunden und Insektenstichen anwendbar. |
Holunderblüten-Sirup | 1 L Wasser mit 1 Kg Zucker aufkochen, bis sich der Zucker gelöst hat. 2 unbehandelte Zitronen in Scheiben schneiden und zusammen mit 150 g frischen Holunderblüten-Dolden (ohne Stängel) sowie 1 EL Zitronensäure hinzugeben. Alle Zutaten sollten gut mit dem Zuckerwasser bedeckt sein. Topf zudecken und 3 Tage an einem kalten Ort ziehen lassen. Dabei regelmäßig umrühren. Anschließend abseihen und Sirup noch einmal aufkochen lassen. Nun in sterile Gefäße füllen und abkühlen lassen. Hält sich im Kühlschrank mehrere Monate und kann über Eis, in Getränken und Desserts verwendet werden. Lässt sich auf die gleiche Weise auch mit Holunderbeeren zubereiten. |