Artenvielfalt: Der Rosenkäfer erobert die Kleingärten

Unter den vielen Tieren, die sich den Garten mit uns teilen, gehören die Käfer zu einer der interessantesten und vielseitigsten Tiergruppen. Sie sind mal Freund und mal Feind unserer Gartenpflanzen. Ist der Garten im Gleichgewicht, so ist der Schaden kaum wahrnehmbar. Der eindrucksvoll schimmernde Rosenkäfer gehört zu den auffälligsten Zeitgenossen im Käferreich und war eine Zeit lang stark bedroht (Foto: Der Goldglänzende Rosenkäfer (Cetonia aurata) lässt sich besonders häufig im Kleingarten blicken/Tommy Brumm).
Käfer überleben das prähistorische Massensterben
Käfer begleiten die Erdgeschichte bereits seit dem Karbon und haben sich stets den sich verändernden klimatischen Bedingungen auf unserem Planeten angepasst. Das aktuell älteste Fossil wurde in schwarzem Tongestein in Rheinland-Pfalz von einem Hobby-Paläontologen gefunden und konnte auf ein Alter von rund 300 Millionen Jahren datiert werden. Dies wird sicherlich nicht der älteste Fund bleiben, aber somit kann man die Entstehungsgeschichte dieser Tiergruppe bereits in das Karbon zurückdatieren. Das Karbon war für Gliedertiere eine Zeit des Überflusses und der hohe Sauerstoffgehalt der Atmosphäre ermöglichte Riesenformen bei Spinnen, Skorpionen und Libellen. Um sich als Beute für diese riesigen Jäger unattraktiv zu machen, musste man sehr schnell oder gut gepanzert sein.
Die Käfer entschieden sich für letzteres. Genau das wappnete sie für die bevorstehende Katastrophe: dem Massensterben an der Perm-Trias Grenze. Vermutlich wurde diese Katastrophe durch den Ausbruch eines Supervulkans im heutigen Sibirien ausgelöst, der mehrere Millionen Jahre andauerte. Diese Katastrophe verteilte die Karten neu und gab den Weg für revolutionäre Arten frei. Zum Beispiel die Blütenpflanzen und unsere Käfer. Dabei wird vermutet, dass die Käfer eine wichtige Rolle bei der Bestäubung der ersten Blütenpflanzen spielten. Einige Arten tun dies bis heute!
Rosenkäfer sind Freunde im Kleingarten
Die eindrucksvollen Goldglänzenden Rosenkäfer ahmen es ihren Urahnen noch heute nach, allerdings mit einem erweiterten Speiseplan. Die ausgewachsenen, golden schimmernden Rosenkäfer ernähren sich von Pollen und Nektar, aber auch von austretenden Pflanzensäften. Ihre Larven leben im Totholz, haben aber auch den Kompost für sich entdeckt. Frische Pflanzerde aus Baumärkten enthält oft sehr viele Holzanteile. Das animiert die Weibchen zur Eiablage, da die Holzanteile eine gute Nahrung für die Larven darstellen. Dies kann oftmals bei überwinternden Pflanzen dazu führen, dass die Käfer im Frühjahr noch im Winterquartier schlüpfen.
Rosenkäfer verursachen keine nennenswerten Fraßschäden an unseren Gartenpflanzen. Denn ihre Larven leben vorzugsweise in weichen Holzresten. Bei der Entwicklung machen die Larven zwei Häutungen durch, bevor die Verpuppung stattfindet und der adulte Käfer schlüpft. Dabei ist der Kokon von einer dünnen Hülle aus Erde, Sand oder Holzstückchen umgeben, also dem Material, in dem die Larve lebte. Die Verpuppung erfolgt im frühen Herbst und der Käfer überwintert als Puppe. Der Zyklus vom Ei bis hin zum adulten Käfer dauert zwischen zwei und drei Jahre und ist abhängig von der Umgebungstemperatur.
Zwei Goldglänzende Rosenkäfer in einer Rose.
Dank Klimawandel wieder mehr Rosenkäfer
Rosenkäfer (Cetoniinae) gehören zur Unterfamilie der Blatthornkäfer (Scarabaeidae), die weltweit verbreitet ist. Jedoch ist der Hauptteil der Rosenkäfer in den Tropen anzutreffen. Ungewöhnlich für Käfer ist, dass sie ihr zweites Flügelpaar zum Fliegen durch eine Wölbung unter den geschlossenen Deckflügeln entfalten können. Dadurch ist ein schneller Start möglich und die Überlebenschancen bei einem Angriff steigen.
Der Goldglänzende Rosenkäfer (Cetonia aurata) gehört zu den häufigsten Rosenkäfern in unseren Gärten. Im Jahr 2000 wurde diese geschützte Käferart in Deutschland zum Insekt des Jahres gewählt. Eine besondere Belobigung für den Garten stellt der Trauer-Rosenkäfer dar. In einigen Bundesländern, zum Beispiel in Bayern, war der Trauer-Rosenkäfer selten und galt als stark gefährdet (Rote Liste Stand 2003). In den letzten Jahren hat sich sein Bestand jedoch stabilisiert, sodass er seit 2021 deutschlandweit wieder als ungefährdet gilt. Durch den Klimawandel hat sich der Lebensraum des Trauer-Rosenkäfers nach Norden ausgedehnt und damit zur Erholung der Art beigetragen. Während er früher nur in den warmen Regionen Süddeutschlands zu finden war, wurde er in den letzten Jahren auch in Sachsen, Niedersachsen und sogar in Schleswig-Holstein gesichtet.
Text & Fotos: Tommy Brumm
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