Einwinterung: Der Garten lebt auch im Winter weiter


Schwarze Katze auf einer Holzbank. Dazu Heidekraut im Topf und herbstlicher Hintergrund

Spätestens wenn die ersten Nachtfröste angekündigt sind, beginnen viele Gartenfreunde damit, ihren Garten auf den Winter vorzubereiten. Eine weit verbreitete Vorstellung dabei ist, dass die Beete abgeräumt und bepflanzte Flächen “sauber gemacht” werden müssten. Allerdings braucht die Tierwelt genau dieses “tote” braune Gestrüpp. Böden sollten mit pflanzlichen Resten wie Laub bedeckt bleiben (Foto: Eszter Miller/Pixabay).

Einwintern im Garten heißt wenig tun

Machen wir uns bewusst: als Kleingartenpächter:Innen verpflichten wir uns in besonderer Weise dem Schutz und der Erhaltung von Boden und Umwelt. In Deutschland sind im Zeitraum von 1992 bis 2016 mehr als 14 Millionen Brutvögel verloren gegangen, davon ca. 5 Millionen in Siedlungsgebieten[1]. Bei Insekten liegt der Rückgang sogar bei bis zu 3/4 der Bestände über einen Zeitraum von 27 Jahren[2]. Ein hauptsächlicher Grund hier für ist das Verschwinden der Lebensräume vieler Arten. Viele Insekten spielen nicht nur als Nahrungsgrundlage für heimische Vögel oder Bestäuber unserer Kulturpflanzen eine essenzielle Rolle; sie tragen auch zu einem ökologischen Gleichgewicht bei, indem sie auf zahlreiche Schädlinge Jagd machen.

Ein Meisenpaar mit einer durchschnittlichen Brut von 8 Jungen verfüttern insgesamt 800 Insekten täglich (!) an ihre Nachzucht. Für die kleingärtnerische Praxis heißt das: bleibt das Beet mit pflanzlichem Material bedeckt, bietet dies einen geschützten Unterschlupf für Regenwürmer, Asseln und Springschwänze. Diese sind sowohl Futter für diverse Vögel, sie haben aber auch für den Garten eine regulatorische Wirkung. Der Laufkäfer zum Beispiel überwintert im geschützten und lockeren Gartenboden, um im nächsten Jahr für uns Gärtner:Innen die Schnecken zu vertilgen, bevor diese sich über die Jungpflanzen hermachen können. Aber auch ausgetrocknete Stauden wie Bergenie, Sonnenhut und Fetthenne sind Unterschlupf für viele Nützlinge wie Marienkäfer und Florfliegen, wenn sie bis März stehen gelassen werden.

 

Trockene Stängel der Zitronenmelisse
Zitronenmelisse

 

Trockene Köpfe der Wilden Karde
Wilde Karde

 

Vertrocknete Dolde der Hortensie
Hortnsie

 

Vertrockene Blüte der Herbstaster
Herbstaster

 

Vertrocknete Blüte der Echten Kamille
Echte Kamille

 

Tiere und Insekten brauchen abgestorbene Pflanzen

Alte Triebe von Brombeeren und Stängel oder getrocknete Blütenstände von Sonnenblumen und vielen anderen Einjährigen spielen bei der Überwinterung ebenso eine wichtige Rolle als Schutz von Eiern und Larven. Auch reichert ihr absterbendes Wurzelwerk bis ins Frühjahr den Boden mit Humus an. Übrigens lohnt es sich auch, im Garten einige Pflanzen wachsen zu lassen, die körnerfressende Vögel versorgen: Flockenblume, Natternkopf, Disteln, Skabiose, Wilde Karde und viele weitere einheimische ansehnliche Blütenträger erhalten im Winter weiteren Nutzen.

Der Anblick von vermeintlich toten Pflanzen im Garten mag für manche erst mal ungewohnt erscheinen – wie Sie nun allerdings wissen, sind diese lebendiger, als man denkt.

Adrian Bürkner, Gartenfachberater KGV Abendsonne und Biotechnologe MSc

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