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Invasive Neophyten: Japanischer Staudenknöterich kaum noch aufzuhalten

in Gartenpraxis, Invasive Neophyten

Invasive Neophyten sind seit vielen Jahren ein großes Problem und verdrängen die heimische Biodiversität. Die eingeschleppten Pflanzen sind zum Teil schon so weit verbreitet, dass sie nicht mehr auf der Unionsliste der Europäischen Union zu finden sind und damit als hierzulande etabliert gelten. Dennoch geht von ihnen weiterhin eine erhebliche Gefahr für die hiesige Flora und Fauna aus. Ein Beispiel dafür ist der Japanische Staudenknöterich, der sich vor allem auf brachliegenden Flächen in Städten, aber auch an Waldrändern, an Flüssen und Seen, Bahndämmen und Straßenrändern massiv ausbreitet.

Japnaischer Staudenknöterich - ein invasiver Neophyt

Der Japanische Staudenknöterich (Fallopia japonica/Reynoutria japonica) wird auch Kamtschatka-Knöterich genannt und gilt als einer der bekanntesten Neophyten. Er stammt ursprünglich aus dem östlichen Asien und ist vor allem in Japan, Korea, Taiwan und in Teilen Chinas verbreitet. Ihren Weg nach Europa fand die Pflanze Anfang des 19. Jahrhunderts. Der Japanforscher und Botaniker Philipp Franz von Siebold entdeckte sie auf seinen Reisen und brachte sie in die Heimat mit. Hier kultivierte er den Japan-Knöterich als Zierpflanze. Später wurde er auch von Waldbauern gezielt in ihren Wäldern angepflanzt. Er sollte Rehen und Hirschen im Winter als Futterquelle dienen, andere Tiere wie Fasane sollten die dichten Triebe als Versteck nutzen. Allerdings stellte sich schnell heraus, dass die Pflanze für beides nicht geeignet war. Das Rotwild hatte kein Interesse am Knöterich und die Fasane fanden im Herbst und Winter wenig zum Verstecken, da der Knöterich im Herbst ebenso wie Laubbäume seine Blätter verliert.

Die markanten weißen Blüten den Knöterichs sind von Juli bis September zu sehen (Foto: HOerwin56/Pixabay).

Durch den großzügigen Anbau hatte es der Staudenknöterich leicht, sich in Europa zu verbreiten. Imker pflanzten ihn als Bienenweide, in Ziergärten war er aufgrund seines schnellen und hohen Wuchses als Sichtschutz beliebt. Diese bewusste Verbreitung war anfangs kein großes Problem, nach und nach zeigte sich jedoch, wie invasiv der Japanische Staudenknöterich wirklich ist. Da er kaum Standortansprüche stellt, breitete er sich schnell über die aktiv angepflanzten Bereiche hinaus aus. Vor allem feuchte oder zeitweise überflutete Böden werden bevorzugt. Aber auch Schotter- und Kiesuntergründe sowie ton- und lehmhaltige Gebiete werden besiedelt. Selbst mit Schwermetallen kontaminierte Böden machen der Pflanze nichts aus. Durch die langen Rhizome, mit denen er das Grundwasser anzapft, kann der Knöterich auch in trockenen Arealen gedeihen.

Staudenknöterich ohne Standortansprüche

Dadurch fühlt sich der Staudenknöterich fast überall dort wohl, wo der Mensch nicht eingreift. Brachliegendes Gelände, Waldränder, Flussauen und andere wenig oder nicht bewirtschaftete Flächen werden gern angenommen. Und einmal angekommen, ist die Pflanze kaum noch zu bekämpfen. Die Rhizome, über die die Verbreitung horizontal stattfindet, wurden in bis zu zwei Meter Tiefe gefunden. Kleine Teile des Rhizoms oder Fragmente der Sprossen werden zum Beispiel bei Überschwemmungen mitgerissen oder durch Garten- und Pflanzenabfälle verbreitet. Aus jedem kleinen Stück kann eine neue Pflanze entstehen und weitere Gebiete besiedeln. Dank des schnellen Wachstums von bis zu 30 Zentimetern pro Tag überwuchert der Knöterich schnell große Flächen und wächst bis zu 4 Meter hoch. 

Dieses Wachstum schädigt massiv die Biodiversität der Umgebung. Studien haben gezeigt, dass die Vielfalt an Arten in vom Knöterich befallenen Gebieten um bis zu 60 Prozent zurückgegangen ist. Pflanzen werden verdrängt, spezialisierte Insekten und Tiere vertrieben. Ein Problem ist die Pflanze auch für Bauherren und Gebäude. Denn die starken Rhizome können problemlos in Fundamente eindringen und deren Stabilität beeinträchtigen. Teilweise bringt ein Befall auf einer Baufläche sogar Bauprojekte zum Stillstand.

In vernachlässigten Hinterhöfen und auf Brachflächen breitet sich der Staudenknöterich schnell aus.

Die Rhizome sorgen dafür, dass die Pflanzen an zahlreichen Stellen austreibt.

Bekämpfen lässt sich de Knöterich nur schwer. Methoden wie das Ausgraben der Rhizome, die Behandlung mit Glyphosat und anderen Herbiziden sowie das bewusste Aussetzen von Fraßschädlingen haben durchwachsene Ergebnisse erzielt. Sie sind zeit- und kostenintensiv und von vielen Kommunen nicht regelmäßig zu stemmen.  Am wirksamsten ist die Prävention. Hier sollte jedoch drauf geachtet werden, Pflanzenreste des Knöterichs nicht auf Komposthaufen oder in die Biotonne zu werfen. Am besten ist hier die Entsorgung auf den Wertstoffhöfen, damit die Reste verbrannt werden können.

Hat der Knöterich doch den Weg in den Garten gefunden, sollte der sofort bekämpft werden. Hierfür müssen die Rhizome sorgfältig entfernt und die ganze Pflanze ausgegraben werden. Sollten Reste im Boden verbleiben und erneut austreiben, den Vorgang wiederholen. Ist der Befall bereits großflächig vorangeschritten, kann eine regelmäßige Mahd (alle 3 bis 4 Wochen) dabei helfen, die Ausbreitung einzudämmen. Der Austausch des Bodens im befallenen Areal kann ebenfalls Abhilfe schaffen. Hier muss jedoch die Erde bis in zwei Meter Tiefe getauscht werden. Wichtig ist, dass alle ausgegrabenen, abgeschnittenen oder entfernte Pflanzenteile nicht auf dem Kompost oder dem Biomüll entsorgt werden. Nur so lässt sich eine weitere Ausbreitung verhindern. Auch die abgetragene Erde muss entsorgt und darf nicht auf anderen Stellen wieder ausgebracht werden. Eine chemische Bekämpfung ist derzeit keine Option, vor allem nicht für Kleingärtnerinnen und Kleingärtner oder Privatleute. Zum einen fehlt es an wirksamen Mitteln, die dem Knöterich zu Leibe rücken können, zum anderen dürfen die wenigen möglichen nur von Profis angewendet werden. Wichtig: Um die Nester von Singvögeln zu schützen, die in den dichten Trieben des Knöterichs gern ihren Nachwuchs aufziehen, sollte die Bekämpfung nur außerhalb der Brutsaison erfolgen.

Invasiv, weit verbreitet und kaum beherrschbar

Mittlerweile ist der Japanische Staudenknöterich in Europa so stark verbreitet, dass er zwar immer noch als Neophyt gilt, jedoch längst von der Unionsliste zur Bekämpfung invasiver Arten verschwunden ist. Das heißt, dass er bereits so häufig vorkommt, dass seine Verbreitung mit den in der Liste festgehaltenen Präventions- und Schutzmaßnahmen nicht mehr aufzuhalten ist. In den sächsischen Kleingärten hat der Japanische Staudenknöterich trotzdem keinen Platz und bleibt weiterhin verboten. Durch seine starke Wuchskraft und Verbreitung ist er für die kleingärtnerische Nutzung ungeeignet. Er darf auf keinen Fall aktiv angepflanzt werden. Sollte er doch seinen Weg in den Garten finden, müssen Kleingärtnerinnen und Kleingärtner ihn zügig und effektiv bekämpft. Zum einen, um die Ausbreitung im eigenen Garten zu verhindern, aber auch um eine Verbreitung in die Nachbargärten zu unterbinden. In der Rahmenkleingartenordnung findet man dieses Verbot in der Anlage 2:

Aufgrund ihrer starken, nicht beherrschbaren Wuchskraft und ihres hohen Ausbreitungspotentials ist es auch nicht gestattet folgende Pflanzengattungen und -arten in der Kleingartenanlage zu kultivieren. Wildwuchs dieser Gattungen und Arten ist umgehend zu entfernen:  [...] Staudenknöterich (Fallopia japonica, F. sachalinensis, F. x bohemica), Schlingknöterich (Fallopia baldschuanica) [...].

Rahmenkleingartenordnung Sachsen, Anlage 2 Link zur RKO

Dass der Staudenknöterich nicht mehr auf der Unionsliste steht, zeigt deutlich, zu welchem Problem die Pflanze in Europa geworden ist. Sie ist bereits so stark verbreitet, dass man mit den üblichen Präventionsmaßnahmen nicht mehr gegen sie ankommt. Dennoch sollte der Japanische Staudenknöterich nicht als unvermeidbar hingenommen, sondern aktiv an der Ausbreitung gehindert werden. Kleingärtnerinnen und Kleingärtner sollten aktiv werden, sobald Sie die Pflanze in oder um ihren Garten herum bemerken. Die wichtigsten Fakten und Handlungsempfehlungen, um eine weitere Verbreitung des invasiven Neophyten zu verhindern, hier noch einmal zusammengefasst:

Darauf achten:

✔ Pflanze eindeutig bestimmen

  • hohle Bambus-ähnliche Stängel, große herzförmige Blätter, weiße Rispenblüten (Spätsommer), extrem schnelles Wachstum

✔ Kleine Bestände frühzeitig entfernen

  • Junge Triebe mehrmals im Jahr bodennah abschneiden
  • Wurzelausläufer beharrlich nachstechen (Achtung: sehr tief!)
  • Maßnahmen über mehrere Jahre wiederholen

✔ Schnittgut korrekt entsorgen

  • Niemals auf den Kompost!
  • In verschlossenen Säcken über den Restmüll oder bei der kommunalen Entsorgungsstelle abgeben

✔ Auf Sauberkeit achten

  • Werkzeuge, Schuhe und Schubkarren nach jedem Kontakt reinigen – kleinste Wurzelstücke treiben wieder aus!

✔ Flächen gut beobachten

  • Nach Rodung regelmäßig kontrollieren: neue Triebe sofort entfernen

✔ Alternativen pflanzen

  • Empfohlen: Kornelkirsche, Wasserdost, Lungenkraut, Prachtspiere, Mädesüß 

Das vermeiden:

✖ Nicht einfach abmähen und liegen lassen

  • Jeder Stängel kann neu austreiben.

✖ Keine Wurzel- oder Stängelteile im Garten entsorgen

  • Auch 1 cm große Stücke wachsen an und können sich schnell stark ausbreiten

✖ Nicht in den Kompost geben

  • Der Kompost erreicht keine Temperaturen, die den Knöterich sicher abtöten
  • Kleinste Teile können anwachsen und sich verbreiten

✖ Nicht über Bodenbewegungen verbreiten

  • Kein Umgraben, keine Bodenverteilung in der Nähe der Pflanze – akute Verbreitungsgefahr!

✖ Keine Pflanzenteile in die Natur bringen

  • Aussetzen oder “Entsorgen” im Wald/Brachflächen ist verboten und kann zu einer Verbreitung führen.

✖ Keine chemischen Mittel im Kleingarten

  • nicht auf den Parzellen erlaubt
  • keine wirksamen Mittel für Privatanwender verfügbar
  • bei starkem Befall professionelle Hilfe in Anspruch nehmen

Staudenknöterich in der Küche

Dank seiner rasanten Ausbreitung hat der Japanische Staudenknöterich den Weg in die deutsche Küche gefunden. Denn die jungen Triebe können roh oder gedünstet gegessen werden, sind leicht säuerlich und erinnern geschmacklich an Rhabarber. Sie enthalten antioxidativ wirkendes Resveratrol, Vitamin C und Vitamin A. In der japanischen und asiatischen Küche ist der Knöterich seit langem eine beliebte Zutat für süße und herzhafte Speisen. Allerdings enthält er auch viel Oxalsäure und sollte daher nicht täglich verzehrt werden. Geerntet werden die 20 bis 25 cm langen jungen Triebe zwischen April und Oktober. 

Achtung: Der Japanische Staudenknöterich kann mit dem giftigen Sachalin-Knöterich verwechselt werden. Die Triebe sollten daher nur bei einer sicheren Erkennung verzehrt werden. Nutzen Sie wild wachsenden Staudenknöterich, pflanzen Sie ihn nicht aktiv an. Achten Sie zudem darauf, die Reste im Hausmüll und nicht über die Biotonne oder den Kompost zu entsorgen. 

Carmen Kraneis, ausgebildete Fachberaterin

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