Karo-Tina Aldente: Melothria scabra, Eingelegtes und Marzipan
Ich gehöre zu denen, die die praktischen Vorteile der botanischen Namen durchaus erkennen, aber wenn es darauf ankommt, fallen mir dennoch meist nur die Trivialnamen der Pflanzen ein. Besonders bei einheimischen Wildpflanzen, die wir in jüngster Zeit gezielt vermehren, gibt es oft mehrere, regionale Namen für eine Pflanze. Für die Sumpfdotterblume finden sich zum Beispiel über 50 regionale Bezeichnungen. Da ist es schon verständlich, dass die Botaniker lieber „Caltha palustris“ sagen, um sicherzugehen, dass das Hahnenfußgewächs gemeint ist.
Mexikanische Minigurken im Glas
Ich sitze an meinem Küchentisch und beschrifte Saatguttütchen. Es klingelt. Draußen steht mein Fräulein Tochter Jasmin und begehrt meinen Kellerschlüssel. Weil meine Wohnung näher an unserer Kleingartenanlage liegt, lagert Jasmin ihre Dahlienknollen über die kalte Jahreszeit in meinem Keller.
„Guck mal, was ich hier noch habe.“ Meine Tochter nimmt eine Papiertüte aus ihrem Korb, schiebt die Tütenränder auseinander und hält sie mir unter die Nase. Ich sehe sehr helle, fast weiße Wurzelknollen und mutmaße: „Süßkartoffeln?“
„Nee“, flötet Jasmin, „das sind die Speicherorgane von Melothria scaba. Ich will versuchen, die über den Winter zu bringen. Dann haben sie im nächsten Mai einen Vorsprung.“
„Melothria scaba, Melothria scaba“, rätsele ich, „aber Melonen werden das nicht?“
„Fast richtig Mama, ein Kürbisgewächs ist es. Aber es werden keine Melonen, sondern mexikanische Minigurken.“
Meine Tochter zückt ein Glas mit eingekochten Gürkchen. Dafür hat sie ein Kilogramm Gürkchen gewaschen, eine große Hand voll Dill gehackt und eine Zwiebel in dünne Scheiben geschnitten. Dann werden die Gurken mit den Zwiebelringen, vier Lorbeerblättern, zwei Teelöffeln Senfkörnern und dem Dill in zuvor sterilisierte Gläser geschichtet und mit einem kochenden Sud aus einem Liter Wasser, einem halben Liter Tafelessig und zwei Teelöffeln Salz übergossen. Danach die randvollen Gläser verschließen und auf den Deckel stürzen.
Marzipan und eingelegte Gurken
„Ich nasche die ja immer gleich von der Pflanze“, gestehe ich. „Ich meistens auch“, pflichtet Jasmin mir bei. „Aber in diesem Jahr hatten wir eine so ergiebige Ernte, da habe ich fix welche eingekocht. Und nächstes Jahr werden es vielleicht noch mehr, wenn die Knollen gut über den Winter kommen. Angeblich sollen die Speicherwurzeln sogar essbar sein, wie Dahlienknollen auch. Einfach wie Kartoffeln zubereiten.“
„Ich weiß nicht, da wäre ich vorsichtig. Kürbisgewächse haben auch gern mal ein paar Giftstoffe.“
„Jetzt packen wir die erstmal in deinen Keller, schön mit Sand abgedeckt und nächstes Jahr sehen wir weiter.“ Jasmin entschwindet die Kellertreppe hinunter.
Ich nasche von den eingelegten Gurken.
„He“, protestiert meine Tochter, als sie aus meinem Keller zurückkehrt. „Lass mir auch ein paar Gürkchen übrig.“
„Das ist die Miete für deinen Lagerplatz in meinem Keller“, sage ich streng.
Wurzelknollen der Mexikanischen Minigurke
„Ach ich sehe schon, du hast so viel Süßkram gegessen, dass du nun was Herzhaftes brauchst.“ Mein Fräulein Tochter deutet auf meine Küchenarbeitsplatte, auf der noch Reste von meiner Marzipanproduktion stehen. Ich hatte 400 Gramm blanchierte Mandeln fein gemahlen und mit 200 Gramm Puderzucker und 60 Millilitern Wasser zu einer Marzipanrohmasse geknetet.
„Was habe ich doch für ein pfiffiges Kind.“ Ich reiche ihr eine Marzipanscheibe.
„Weißt du, was wir mal probieren können?“ Jasmin greift sich die nächste Marzipanscheibe und meinen Salzstreuer. Sie schüttelt eine Prise Salz auf das Marzipanstück und formt daraus eine Kugel. Dann essen wir je ein Gürkchen und danach eine gesalzene Marzipankugel.
Karo-Tina Aldente
Zutaten: Eingelegte Minigurken
- 1 Kg Gurken
- große Hand voll Dill
- 1 Zwiebel
- 4 Lorbeerblätter
- 2 Tl Senfkörner
- 1 L Wasser
- 1/2 L Tafelessig
- 2 Tl Salz
Zutaten: Marzipan
- 400 g blanchierte Mandeln
- 200 g Puderzucker
- 60 ml Wasser
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