Karo-Tina Aldente: Salatchallenge, Erbsen und Traditionen

An diesem Morgen ist das Wetter besonders schön und ich mache mich auf den Weg in den Garten. Ich treffe meine Gartennachbarin Frau B. am Haupttor unseres Vereins. Sie sitzt auf dem Sitzbrett ihres Rollators und fummelt an einem Stoffbeutel herum, der am Bremshebel des Rollators hängt.
Karo Tina und die Salatchallenge
“Hallo Karo”, begrüßt sie mich, “hilf mir mal bitte mit dem Ding hier.” Ich stelle meinen Korb ab und helfe.
“Hast du schon gehört”, raunt Frau B., “sie wollen jetzt zum Vereinsfest eine Salatchallenge machen.” Ich nicke.
“Du hättest mal meinen Hans-Georg sehen sollen, als er das im Infokasten gelesen hat. Dem ist vor Schreck beinahe der Sack Grillkohle aus der Hand gefallen.” Frau B. rutscht auf ihrem Sitz hin und her und fragt: “Wer hat sich das eigentlich ausgedacht, mit der Salatchallenge?”
“Ich glaube, das war mein Fräulein Tochter”, grinse ich.
“Hätte ich mir denken können”, schmunzelt meine Gartennachbarin. “Der Aufruf ging ja an alle” – sie macht mit beiden Händen Anführungszeichen in die Luft – “Kleingärtner:innen.”
Frau B. beugt sich zu mir und raunt mit Verschwörermiene: “Hans Georg wollte sich ja gleich beim Vorstand beschweren, wegen solcher” – Frau B. macht abermals Anführungszeichen – “Sprachverhunzung.”
Wir schweigen.
“Ich weiß nicht, was die Leute immer haben. Sprache verändert sich nun mal”, unterbreche ich die Stille.
Kleingärtner:innen und Kleingärtner:außen?
“Hans-Georg war richtig aufgebracht deswegen. Gibt es etwa neuerdings auch Kleingärtner:außen, hat er gefragt und irgendwas von Tradition erzählt.” Frau B. stemmt sich hoch und schiebt ihren Rollator weiter in Richtung unserer Gärten. Ich nehme meinen Korb und ihren Beutel und frage, während wir nebeneinander hergehen: “Und hat er sich beschwert?”
Frau B. bleibt stehen und winkt ab. “Ich habe es ihm ausgeredet. Als ob wir keine wichtigeren Themen hätten. Wer Kleingärtner:innen sagen will, soll Kleingärtner:innen sagen dürfen. Es ist gar nicht so schwer.”
“Im Grunde dieselbe Pause wie bei Spiegelei. Nur das Spiegelei nicht mit Doppelpunkt geschrieben wird”, stimme ich zu.
Frau B. fragt: “Machst du bei der Salatchallenge mit?”
“Ja, da fällt mir ein, dass ich dich noch nach grünen Erbsen fragen wollte. Ich brauche nämlich zwei Kilo Erbsen und das wären knapp sechs Kilo Schoten, soviel habe ich beim besten Willen nicht im Beet.”
“Müssen wir nachher mal schauen. Wir naschen die jungen Erbsen meisten direkt aus der Schote. Die sehen keine Küche. Verrätst du mir das Rezept?”
“Ganz einfach: Zwei Köpfe Blattsalat und zehn lange Zweige Ananasminze waschen und grob hacken, zwei Kilo grüne Erbsen frisch aus der Schote, die abgeriebene Schale von sechs Bio-Zitronen, 200 Milliliter Zitronensaft, 100 Milliliter Olivenöl alles gut vermengen, mit Pfeffer und Salz abschmecken und kaltstellen.”
“Das hört sich lecker an. Ich werde wohl einen Kartoffelsalat machen. Schon wegen Hans-Georg, damit der seine Tradition hat. Und jedes Mal, wenn er im Zusammenhang mit der Salatchallenge, was von Fleischsalat erzählt, muss er zur Strafe dreimal Spiegelei sagen.”
Wir lachen.
Karo-Tina Aldente
Zutaten: Erbsensalat
- 2 Köpfe Blattsalat
- 10 Zweige Ananasminze (grob gehackt)
- 2 Kilo grüne Erbsen (geschält)
- abgeriebene Schale von 6 Bio-Zitronen
- 200 ml Zitronensaft
- 100 ml Olivenöl
- Pfeffer
- Salz

Wie die Erbse zählt auch die Ananasminze zur Familie der Lippenblütler.
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