Unser Kleingarten

Vielfalterei – Artenvielfalt nebenei: Honiggläser gut ausspülen

in Artenvielfalt, Gartenpraxis

Für viele Kleingärtner*innen gehört ein gutes Glas Honig zum Frühstück dazu. Wussten Sie, dass Sie schon beim Entsorgen der leeren Gläser etwas für die Natur tun können? Es ist eine kleine Geste, die große Wirkung hat: Ein schnelles Ausspülen des Glases kann einen echten Unterschied für die Umwelt und die Artenvielfalt machen. Aber warum eigentlich? Das verraten wir im Artikel Foto: Sticker it/Unsplash).

Vielfalterei: Artenvielfalt mit Ausspülen von Honiggläsern unterstützen

Mit den sächsischen Kleingärten tun Gärtner*innen viel Gutes für die Natur und die heimische Artenvielfalt. Die Gärten sind Rückzugsorte für Tiere, Insekten und Co., bieten vielen heimischen Nutz- und Zierpflanzen ein Zuhause und gelten nicht umsonst vielerorts als grüne Oase mitten in den urbanen Bebauungen. Wer die Artenvielfalt nicht nur durch das Gärtnern unterstützen möchte, kann auch im Alltag viel für die heimische Flora und Fauna tun. Dafür sind oft gar keine großen Gesten oder komplizierte Maßnahmen notwendig. Es gibt viele kleine Schritte, die nur wenig Zeit kosten und dennoch einen großen Unterschied für Insekten, Schmetterlingen, Bienen oder Igel machen.

Einige davon möchten wir Ihnen in dieser neuen Serie vorstellen. Dabei beginnen wir mit den Bienen, genauer gesagt mit deren Honig und warum man leere Honiggläser immer gut ausspülen sollte. Denn das Supermarktregal hat eine Fülle verschiedener Honige im Angebot: Akazie-, Sommerblüte-, Linden-, Raps- oder Waldhonig – die Auswahl ist groß. Allerdings stammt der Honig aus dem Supermarkt nur selten aus Deutschland, sondern wird mit anderen Honigen aus EU- und Nicht-EU-Ländern gemischt. Und das kann gefährlich für die heimischen Honigbienen werden. Denn rund 75 Prozent der importierten Honige sind laut der Verbraucherzentrale Bayern mit Krankheitserregern kontaminiert.

Vielfalterei Honig

Statt im Supermarkt sollte Honig bei regionalen Imkern gekauft werden. Zum einen schmeckt er viel besser und ist auch seltener mit Krankheitserregern belastet (Foto: PollyDot/Pixabay).

Amerikanische Faulbrut bedroht heimische Bienen

Dabei handelt es sich konkret um die Sporen der Amerikanischen Faulbrut. Sie wird durch das Bakterium Paenibacillus larvae verursacht und befällt die Larven der Honigbienen. Diese werden durch das Bakterium getötet und nahezu vollständig zersetzt. Ist ein Bienenstock befallen, kann auf diese Weise nahezu die gesamte Bienenbrut sterben. Für die Bienenvölker hat das zur Folge, dass es an Nachkommen fehlt und der Stock ausstirbt. 

Der Befall eines Volkes erfolgt besonders häufig durch die Bienen selbst. Nämlich indem diese mit den Sporen des Bakteriums kontaminiertes Futter herantragen und in den Bienenstock einbringen. Dabei sind gerade die im Supermarkt erhältlichen Import-Honige eine große Gefahrenquelle. Denn Bienen sind gern räuberisch unterwegs und bedienen sich an Altglascontainern, in denen sie die Honigreste aus nicht ausgewaschenen Gläsern aufschlecken. So gelangen die Sporen der Faulbrut auf direktem Wege in den Stock. Deswegen können Naturfreund*innen mit dem Auswaschen der Gläser einen großen Beitrag leisten, um die Verbreitung einzudämmen.

Vielfalterei in Kürze:
Honiggläser immer gut ausspülen

Um die Verbreitung der Amerikanischen Faulbrut einzudämmen, sollten Honiggläser immer gut ausgespült werden, bevor sie ins Altglas gegeben werden. Das gilt vor allem für Supermarkt-Honig, aber auch für Honig vom Imker. Denn auch dieser kann bereits kontaminiert sein, wenn auch wesentlich seltener als der “Mischhonig” aus dem Laden. 

Damit ist sichergestellt, dass gesunde heimische Bienenvölker nicht an kontaminierten Honigresten im Altglas naschen und die Sporen und damit die Erkrankung in den heimischen Stock schleppen. Für Menschen sind die Sporen übrigens ungefährlich, der Honig kann ohne Bedenken verzehrt werden.

Vielfalterei Biene Honig Glas

Bienen im Anflug auf den Stock (Foto:  ClaudiaBarthelmes/Pixabay).

Deswegen ist es auch keine gute Idee, Wespenfallen oder -ablenkungen mit Honig aufzustellen. Denn auch diese stellen für Biene quasi ein 5-Sterne-Buffet dar und werden geräubert. Enthält der verwendete Honig Sporen der Amerikanischen Faulbrut gelangen diese auf diesem Weg ebenfalls in den Stock.

Vielfalterei - Artenschutz im Kleinen

Weshalb vor allem die Honige aus dem Ausland so stark mit der Amerikanischen Faulbrut belastet sind, liegt am starken Antibiotikaeinsatz. Während Antibiotika bei Bienenvölkern in Deutschland verboten ist, haben andere Länder keine solchen Regelungen. Dadurch hat das Bakterium bereits eine gewisse Resistenz entwickelt. Problematisch ist auch, dass die Mittel zwar die Symptome der Bienen bekämpfen, nicht jedoch die Sporen. Diese bleiben auch nach einer erfolgreichen Antibiotikabehandlung im Stock und werden in den Honig übertragen. So kommt sie dann durch die Importe auch in deutsche Honiggläser im Supermarkt.

Foto: KGV Bobersen

Honig von regionale Imkerei, wie hier die Imkerei im KGV Elbfrieden Bobersen, sind eine leckere Alternative zum vermischten Supermarkthonig (Foto: KGV Elbfrieden Bobersen).

Wer neben dem Ausspülen der Gläser noch mehr für heimischen Honigbienen tun möchte, sollte ganz auf den Honig aus dem Laden verzichten. Stattdessen gibt es viele regionale Imker, die Honig der eigenen Bienen anbieten und diesen nicht mit Import-Honig strecken. Meist nehmen diese die benutzten (und ausgespülten!) Gläser auch zurück, um sie zu reinigen und neu zu befüllen. Damit tun Kleingärtner*innen nicht nur etwas für den Schutz heimischer Arten, sondern unterstützen auch lokale Imkereien, die oft noch mit viel Liebe zu Bienen und Honig arbeiten. Eine erste Anlaufstelle für regionale Imker sind die Imkervereine in Sachsen. Eine Liste mit Ansprechpartner*innen und Kontaktinformationen ist hier zu finden. 

Tipp: Einige Imker haben Kooperationen mit lokalen Supermärkten geschlossen bieten ihre Honige bereits in den Regalen an. Hier lohnt ein Blick auf das Etikett. Denn die Beimischung von Honigen aus dem EU- und Nicht-EU-Ausland muss deklariert werden und ist auf dem Etikett der Honiggläser ersichtlich. Achten Sie auf heimische Honige ohne Beimischungen.

Carmen Kraneis, zertifizierte Fachberaterin

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