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Vielfalterei: Lebensmittelverschwendung ein großes Problem

in Gartenpraxis, Sonstige Gartentipps
Obst und Gemüse in einem Supermarkt

In Deutschland werden pro Jahr knapp 10,8 Tonnen Lebensmittel weggeschmissen. Die große Mehrheit dieser unnötigen Entsorgung entfällt auf private Haushalte. Dabei kann der bewusste Umgang mit Obst, Gemüse und Co. nicht nur wertvolle Anbauflächen schützen, sondern auch positiv auf den Erhalt von Ressourcen und Umwelt wirken. Mit einigen Tricks lassen sich Lebensmittel länger nutzen und müssen nicht unnötig in den Müll geworfen werden (Foto: Raul Gonzalez Escobar/Unsplash). 

Vielfalterei: Weniger Wegschmeißen schützt die Umwelt

Lebensmittel gehören zu den Dingen, über die sich Menschen in Deutschland kaum Gedanken machen müssen. Eine Vielzahl unterschiedlicher Produkte gibt es in Supermärkten zu kaufen, oft für kleines Geld. Doch dieser Überfluss hat auch Nachteile, denn ich Deutschland werden jährlich rund 10,8 Tonnen Lebensmittel weggeworfen. Pro Kopf sind das fast 75 Kilogramm. In diesen sind zwar auch nicht essbare Bestandteile wie Schalen, Knochen, Kerne und Strünke enthalten, die große Mehrheit besteht jedoch aus noch essbaren Produkten oder nicht verkaufte Artikel. Doch wer jetzt denkt, dass der Handel der Bereich mit der größten Entsorgung noch essbarer Lebensmittel ist, der irrt sich. Das meiste wird in privaten Haushalten weggeschmissen. Hier landen rund 58 Prozent der Lebensmittelabfälle in der Tonne, also rund 6,3 Tonnen.

Mit 35 Prozent werden vor allem Obst und Gemüse weggeworfen, danach folgen mit 15 Prozent zubereitete Speisen, also die Reste von Mahlzeiten. Weitere 13 Prozent fallen auf Backwaren und Brot, 12 Prozent auf Getränke und 9 Prozent auf Milchprodukte. Zudem Fleisch, Wurst und Fisch sowie Fertigprodukte. Dabei zeigt sich: Je jünger die Verantwortlichen im Haushalt, desto mehr wird entsorgt. Dennoch wäre es falsch, die aktuelle Lebensmittelverschwendung in Deutschland als “junges Problem” zu bezeichnen. Die Situation ist in allen Alters- und Einkommensklassen zu finden. Oft fehlt es hier an Wissen, wie sich diese verhindern lässt. Dass ein sorgsamerer Umgang mit Nahrungsmitteln Vorteile hat, zeigen aktuelle Zahlen. Bis zu 2,6 Millionen Hektar an Ackerfläche ließen sich einsparen, wenn deutsche Kundinnen und Kundinnen umsichtiger einkaufen und vorhandene Lebensmittel besser nutzen würden. Das sind rund 15 Prozent der gesamten Anbaufläche Deutschlands.

Zitrusfrüchte im Supermarkt, davor ein Einkaufswagen

Bewusstes Einkaufen reduziert Lebensmittelmüll zuhause (Foto: Alexas_Fotos/Pixabay)

Lebensmittelverschwendung eindämmen

Die Reduzierung von Lebensmittelverschwendung wirkt sich auch auf den Klimawandel aus. Denn der Anbau von Obst und Gemüse, die Aufzucht von Nutztieren und die Herstellung von Brot und Co. verursachen den Ausstoß von schädlichen Klimagasen. Dabei verursachen Erdbeeren mit insgesamt rund 400 Gramm CO₂ pro Kilogramm noch vergleichsweise wenig. Für einen Liter Milch sind es 980 Gramm, für ein Kilogramm Rindfleisch bereits knapp 15.000 Gramm. Deutschland bläst mit seinen Lebensmittelabfällen rund 22 Millionen Tonnen Treibhausgase in die Luft. Die Strategie der Bundesregierung, die Lebensmittelabfälle bis 2030 zu halbieren, könnte mehr als 10 Prozent der Gesamtemissionen Deutschlands einsparen.

Tipps gegen Lebensmittelverschwendung

  • Einkauf planen – Wochenplan erstellen, nur benötigtes einkaufen, auf verwertbare Mengen achten
  • MHD als Richtwert betrachten – Lebensmittel sind oft länger gut als angegeben
  • Augen-Nase-Zunge-Test bei abgelaufenen Lebensmitteln
  • Lebensmittel korrekt lagern (bspw. im Kühlschrank)
  • nicht benötigte Lebensmittel verarbeiten, einfrieren oder an Nachbarn weitergeben

Ein wichtiger Punkt der Debatte ist der Hunger der Welt. Zwar werden weltweit Nahrungsmittel für 12 Milliarden Menschen produziert, die große Mehrheit dieser Lebensmittel landet jedoch in den Industrienationen. Dadurch haben die derzeit rund 8 Milliarden Menschen der Welt zwar auf dem Papier mehr als genug zu essen, in der Realität hungern jedoch rund 700 Millionen trotz der Überproduktion. Gleichzeitig werden weltweit rund ein Drittel aller Lebensmittel weggeworfen. 

Bewusstes einkaufen hilft der Natur

Wer bewusst einkauft, kann bereits zuhause einiges gegen unnötige Lebensmittelverschwendung tun. Hilfreich ist hier das Einkaufen nach Plan. Dazu zählt das Prüfen der Vorräte und das Nutzen einer Einkaufsliste. Wer sich vorab überlegt, was in den nächsten Tagen auf den Tisch kommen soll, kauft gezielter nur das, was benötigt wird und verbraucht werden kann. Das hilft auch dabei, die Mengen einzuschätzen und verhindert Übrigbleiben. Tipp: Kaufen Sie Karotten, Kohlrabi und Co. ohne Grün, das verlängert die Haltbarkeit. Bei Obst und Gemüse müssen es zudem nicht immer die schönsten und makellosesten Früchte sein. Denn das perfekte Aussehen ist oft nur mit zusätzlichem Dünger und Pflanzenschutzmitteln zu erreichen. Optisch nicht so schöne Früchte landen meist gar nicht erst im Handel. Wer hier bewusst auf die perfekte Optik verzichtet, zeigt, dass diese Perfektion nicht immer notwendig ist. Je mehr Menschen hier aktiv werden, desto stärker werden die Händler dazu animiert, ressourcen- und umweltschonender zu agieren.

Ein Baguette in einem Mülleimer

Viele Lebensmittel landen unnötig im Müll (Foto: Memories on 35 mm/Unsplash).

Vor allem verderbliche Lebensmittel sind im Haushalt nur sinnvoll, wenn sie auch verbraucht werden können. Eine umfangreiche Vorratshaltung mag angenehm sein, fördert aber auch das Wegwerfen. Kleine Tricks können hier helfen: Die ältesten Produkte im Regal nach vorn stellen, damit sie als erstes genutzt werden. Keine unnötigen Lagerprodukte kaufen, sondern nur die, die auch in absehbarer Zeit gegessen werden. Eingemachtes und Eingefrorenes beschriften und mit dem Datum der Haltbarmachung versehen. Vor allem Eingefrorenes regelmäßig prüfen und ältere Produkte zu Mahlzeiten verarbeiten. Im Tiefkühler halten sich die meisten davon bis zu zwölf Monate. Auch Brot lässt sich problemlos einfrieren.

Ein weiterer wichtiger Faktor, der oft zur Entsorgung von Lebensmitteln führt, ist das Mindesthaltbarkeitsdatum. Viele Menschen interpretieren dieses als Verbrauchsdatum. Dabei sind die meisten Lebensmittel deutlich länger genießbar, als das Datum sagt. Vor allem, wenn sie korrekt gelagert wurden. Hier hilft der Augen-Nase-Zunge-Test, um herauszufinden, ob etwa noch gut ist. Konkret heißt das, dass Joghurt und Co. problemlos gegessen werden können, wenn sie nicht schlecht aussehen, riechen oder schmecken. Hier kann man sich ruhig auf die eigenen Sinne verlassen.

Achtung: Leicht verderbliche Lebensmittel wie Fisch oder Fleisch haben ein Verbrauchsdatum, kein Mindesthaltbarkeitsdatum. Diese Produkte sollte nach Ende des Verbrauchsdatums nicht mehr verzehrt, sondern entsorgt werden.

Lebensmittel verwerten und haltbar machen

Ist doch einmal etwas übrig oder konnte nicht vollständig verarbeitet werden, bieten sich das Einkochen oder Einfrieren an. Oft freuen sich auch Bekannte oder Nachbarn über noch gute Lebensmittel, die in der eigenen Küche keine Verwendung mehr haben. Das Internet hält zudem zahlreiche Rezepte bereit, um aus Brot, Milchprodukten und anderen Waren leckere haltbare Gerichte zu kochen. Bevor etwas weggeschmissen wird, sollten Sie also prüfen, ob Sie oder andere nicht doch noch eine Verwendung oder Option zur Haltbarmachung finden. Wenn doch einmal etwas weggeschmissen werden soll, sollte die Bio-Tonne genutzt werden (oder die Abfalltonne, die je nach Kommune dafür vorgesehen ist). Dafür vorher alle Verpackungen und nicht kompostierbaren Bestandteile entfernen und separat entsorgen.

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Mehr Informationen

Auf dem Kompost im Garten sollten keine tierischen Produkte landen, da diese Ratten und Waschbären anlocken können. Die Toilette ist generell kein Ort, in dem Essensreste entsorgt werden sollten. Zum einen droht eine Verstopfung der Rohre, zum anderen stören sie den Abwasserkreislauf. Weitere hilfreiche Maßnahmen, um Lebensmittelmüll zu vermeiden, sind das bewusste Kaufen von Produkten mit abgelaufenen oder kurzem MHD, die Vermeidung von Druckstellen auf Obst und Gemüse im Supermarkt und die Verwertung von Resten zu anderen Mahlzeiten. Mit all diesen Maßnahmen kann jeder dazu beitragen, dass weniger weggeschmissen wird und aktiv etwas für die Umwelt und die Artenvielfalt tun.

Carmen Kraneis, ausgebildete Fachberaterin

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