Lebenszyklus der Biene: Vom Ei bis zum letzten Flug

Für viele Gartenfreunde sind Bienen faszinierende, fleißige Helfer im Garten und unverzichtbar für die Bestäubung von Obst, Gemüse und Blumen. Doch wie sieht eigentlich das Leben einer Honigbiene (Apis mellifera) aus? Von der Geburt bis zum Tod durchläuft sie einen streng organisierten Lebensweg mit wechselnden Aufgaben. Joachim Jobst, Bienenzüchter im KGV “Grüner Hang” in Chemnitz erklärt, wie seine Bienen leben und welche spannenden Entwicklungsschritte sie durchmachen (Foto: Pixabay).
Lebenszyklus der Biene: Was passiert in der Wabe?
Das Leben einer Biene beginnt als winziges Ei in einer sechseckigen Zelle der Wabe. Die Königin legt in der Hochsaison bis zu 2.000 Eier pro Tag. Nach drei Tagen schlüpft eine Larve, die zunächst mit Gelee Royale, später mit einer Mischung aus Pollen und Nektar (dem sogenannten Bienenbrot) gefüttert wird. Die Larve verpuppt sich nach wenigen Tagen. Je nach Ei-Art entwickelt sich dann:
- eine Arbeiterin nach 21 Tagen
- ein Drohn (männliche Biene) nach 24 Tagen
- oder eine Königin nach nur 16 Tagen
Die Entwicklung läuft genau getaktet ab. Temperatur, Futter und Zellengröße entscheiden, was aus dem Ei wird. Besonders spannend: Ob eine Larve zur Königin wird, hängt allein von ihrer Ernährung ab. Aus befruchteten Eiern entstehen Arbeiterinnen oder – bei spezieller Fütterung – Königinnen. Unbefruchtete Eier hingegen bringen Drohnen hervor. Kleine Unterschiede mit großer Wirkung.
Bis zu 2.000 Eier warten darauf, zur Biene zu werden (Foto: xiSerge/Pixabay).
Bienenvölker sind straff organisiert
Nach dem Schlüpfen durchläuft die Arbeiterin im Laufe ihres Lebens verschiedene Aufgabenbereiche, abgestimmt auf ihr Alter. Zunächst kümmert sie sich um die Pflege der Brut und reinigt die Zellen. Später folgen Aufgaben wie Nektarverarbeitung, Wachsproduktion oder das Bewachen des Stockeingangs. Gegen Ende ihres Lebens wird sie zur Sammelbiene und verlässt den Stock, um Nektar, Pollen und Wasser zu sammeln. Die Arbeitsteilung im Bienenstaat ist hochorganisiert und folgt einem natürlichen Ablauf, der das Überleben des Volkes sichert:
1-3 Tage | Reinigung der Wabenzellen |
4-10 Tage | Pflege und Fütterung der Larven (Ammenbiene) |
11-16 Tage | Wabenbau, Nektarverarbeitung |
17-21 Tage | Wächterdienst am Flugloch |
ab Tag 22 | Sammelbiene: Sammeln von Nektar, Pollen, Wasser und Harz |
Die Königin ist das einzige fruchtbare Weibchen im Volk. Nach einem einmaligen Hochzeitsflug, bei dem sie sich mit mehreren Drohnen paart, beginnt sie mit der Eiablage. Diese Aufgabe erfüllt sie über mehrere Jahre hinweg. Hier sind bis zu fünf Jahre möglich. Ihr ganzer Lebensinhalt besteht in der Fortpflanzung. Daher ist eine gesunde Königin entscheidend für die Stabilität und Zukunft des Bienenvolkes.
Schwarmtrieb oder wie ein Bienenvolk sich vermehrt
Im Frühjahr, wenn das Volk wächst und der Platz im Stock knapp wird, setzt der sogenannte Schwarmtrieb ein. Dabei verlässt die alte Königin mit etwa der Hälfte der Arbeiterinnen den Stock, um ein neues Zuhause zu suchen. Dieser Vorgang ist ein natürlicher Teil der Fortpflanzung des gesamten Volkes. Der Schwarm sammelt sich zunächst als große Traube an einem Ast oder einem anderen geschützten Ort. Von dort aus machen sich Spurbienen auf die Suche nach einem geeigneten Nistplatz. Zum Beispiel einem hohlen Baum oder einem Bienenkasten. Zurück im alten Stock ziehen die verbliebenen Arbeiterinnen eine neue Königin heran, die nach dem Schlüpfen entweder die neue Herrscherin wird oder selbst schwärmt.
Hinweis: Schwärmende Bienen sind nicht aggressiv. Wer einen Schwarm im Garten entdeckt, sollte einen örtlichen Imker informieren – dieser kann den Schwarm einfangen und umsiedeln.
Schwärmende Bienen sammeln sich häufig an Bäumen und bilden eine Traube (Foto: xiSerge/Pixabay).
Drohnen sind Kurzzeitgäste mit einer Aufgabe
Drohnen schlüpfen im Frühjahr und dienen ausschließlich der Begattung einer Jungkönigin während ihres Hochzeitsflugs. Nach der Paarung sterben sie unmittelbar. Übriggebliebene Drohnen werden im Spätsommer aus dem Stock vertrieben, da sie keinen weiteren Nutzen für das Volk haben und nur Ressourcen verbrauchen.
Sommerbienen leben etwa fünf bis sechs Wochen. In dieser Zeit leisten sie Beeindruckendes: Für ein Glas Honig fliegt ein Bienenvolk in Summe bis zu 120.000 Kilometer. Am Lebensende sterben sie meist erschöpft nach einem Sammelflug. Winterbienen hingegen leben mehrere Monate. Sie bilden zusammen mit der Königin die sogenannte Wintertraube und sorgen durch Muskelzittern für konstante Wärme im Inneren des Stocks.
Fazit: Ein Garten für Bienen ist ein Garten voller Leben
Bienen sind weit mehr als Honiglieferanten. Sie bestäuben unzählige Pflanzenarten und tragen so wesentlich zur Vielfalt und Stabilität unseres Ökosystems bei. Wer in seinem Garten auf bienenfreundliche Pflanzen wie Wildblumen, Lavendel, Thymian oder Sonnenblumen setzt und auf chemische Pflanzenschutzmittel verzichtet, leistet einen aktiven Beitrag zum Schutz dieser faszinierenden Tiere. Auch kleine Maßnahmen wie ein Insektenhotel oder eine Wasserstelle helfen Bienen und anderen Bestäubern beim Überleben.

Besuchen Sie unseren Bienenschaugarten im KGV „Grüner Hang“ in Chemnitz und erleben Sie das Leben einer Biene aus nächster Nähe – vom Ei bis zum letzten Flug. Den Bienenschaugarten (Bild oben) finden Sie am Freigutweg 3 in 09114 Chemnitz. Wir freuen uns auf Ihren Besuch und Ihr Interesse an unseren Bienen.
Joachim Jobst, KGV Grüner Hang in Chemnitz
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