Unser Kleingarten

Musik zwischen Himmel und Erde: Kunst-Vereinsfest in Flora I & II in Dresden

in Vereinsleben, Vereinsnachrichten

Am 30. August 2025 gab es im KGV “Flora I” e.V. Dresden wieder ein Vereinsfest der besonderen Art. Mit Unterstützung des Kunsthauses Dresden luden die Kleingärtnerinnen und Kleingärtner unter dem Titel “Musik zwischen Himmel und Erde” zu einem breit gefächerten Kunst- und Musikevent in ihre Anlagen 1 und 2 ein (Foto: Die Farbwerkband, die inklusive Rockband des Kulturvereins “Farbwerk” e. V, spielt vor Besucherinnen und Besuchern).

Musik zwischen Himmel und Erde

Was im Coronajahr 2020 unter dem Titel “ParzellenPop” begann, hat sich inzwischen zu einer festen Größe unter den Festen des Stadtteils Blasewitz entwickelt. Auf der Hauptbühne in der Anlage 1 am beliebten Gartenlokal “El Horst” spielte um 15 Uhr zunächst die “Farbwerkband”. Das ist die inklusive Rockband des Kulturvereins “Farbwerk” e. V., der sich unter dem Motto “Jeder hat ein Recht auf Kunst” besonders für die Inklusion von Menschen mit Behinderung in der Kunst und Kultur einsetzt. Zeitgleich begannen die Minikonzerte in der Anlage 2 zwischen Wormser Straße und Wittenberger Straße. Hier konnten die Besucherinnen und Besucher an vier Standorten jeweils fünfzehnminütige zeitlich aufeinander abgestimmte Konzerte besuchen. Marieluise Hermann und Jakoba Schönbrodt-Rühl vom Duo “Zymni den” verzauberten ihr Publikum mit Liedern quer durch die Länder Europas. Die Sängerinnen begleiteten sich selbst mit Gitarre und Hackbrett. Das Hackbrett ist eine Kastenzither, deren Saiten mit Klöppeln angeschlagen werden.

An der nächsten Station produzierten die Dresdner Schlagzeuger Christian Grochau (Woods of Birnam, Polarkreis18) und Demian Kappenstein (ÄTNA, Masaa) als Solokünstler elektronische Musik. Unter dem Namen “QRAUER & Tape Shifter” kombinierte Christian alias QRAUER komplexe Musiken mit melancholischer Tiefe mit den tanzbaren Beats von Demian alias “Tape Shifter”. Dieser baute in seine Samplings vieles ein, was alte und neue Tonbandkassetten zu bieten hatten: Vogelstimmen, Jazzsoli, Meditationsanleitungen. Wer sich auf die mitunter ungewöhnlichen Klänge aus der Kleingartenparzelle einließ, wurde mit kleinen, überraschend humorvollen Wendungen belohnt.

Kleingärten werden zu Kunstschauplätzen

Ebenso ungewöhnlich waren die zeitgenössischen Kompositionen von “Die internationale Volksmusik”. Dieses Ensemble macht Musik für den Moment. Die Musikerinnen und Musiker spüren den Spannungsfeldern zwischen Rhythmus und Textur, Musik und Geräusch sowie den Kategorien der sogenannten ernsten Musik und der Unterhaltungsmusik nach und versuchen an deren Rändern Übergänge zu schaffen. Dieser Ansatz erschloss sich nur dem neugierigsten Teil des Publikums. Die Musiker befanden sich verteilt in einer halb verwilderten Parzelle und änderten während der Darbietungen ihre Positionen, agierten mitunter aus den Fenstern des Gartenhauses heraus und kombinierten die Musik auch mit Rezitationen.

An der vierten Station kamen die Freundinnen und Freunde von Singer-Songwrigther-Musik auf ihre Kosten. Dan Riley aus Großbritannien und Steve Voltz aus den USA präsentierten Eigenkompositionen mit harmonischem Satzgesang begleitet auf akustischen Gitarren. Zwischen den musikalischen Stationen präsentierte Karen Kamiya aus Japan eine Videoinstallation zu ihrem Landartprojekt “Muster” im Dresdner Hugo-Bürkner-Park. Auf 7000 Quadratmetern wurde dort in die Wiese ein Schachbrettmuster gemäht. Das Freihalten der gemähten Flächen war dabei Teil der Installation. Mit dem einfachen Mittel des Rasenmähens eröffnete Karen Kamiya einen Kunstraum für alle, der vom 30. Mai bis zum 30. Juli 2023 zugleich das gesellschaftliche und kulturelle Leben der Stadt Dresden bereicherte.

Künslter aus der ganzen Welt begeistern Besuchende

Ebenfalls in einer Videoinstallation präsentierte der deutsche Künstler Manuel Frolik im Gartenhäuschen einer Parzelle zehn kurze Filme zum “Verschwinden im Kongo”. Eine filmische Märchenerzählung und eine echte Reise durch eine außergewöhnliche Region. Weitere temporäre Kunstobjekte in den Kleingartenparzellen kamen von Hanne Lange, Thomas Judisch und Janis Vetter. Von einer Röhre aus böhmischer Kiefer, die im Mittelalter der Wasserversorgung von Siedlungen diente, hatte Hanne Lange eine Kopie aus Porzellan gefertigt. Damit will sie die Frage aufwerfen, wie zunehmender Wasserknappheit zu begegnen sei. Janis Vetter stellte unter dem Titel “1,20 m” Fotografien von (Klein-)Gartenzäunen aus. Thomas Judisch verwandelte mit Farbe Baumstämme in übergroße Zigarettenstummel. Das Werk mit dem Titel “Big Butts” trägt den Kommentar: “Aus einer kleinen Geste kann Großes entstehen, ein wenig Entspannung und eine gute Zeit, aber auch ein großer Waldbrand.”

Nächster Akt auf der Hauptbühne in Anlage 1 Ecke Bergmannstraße und Schandauerstraße war gegen 17 Uhr eine Newcomerin aus Leipzig: Theeya Lamée. Mit dem Etikett “RnB-Neosoul-Künstlerin” versehen, unterhielt die Psychologiestudentin mit ihren Musikern das Publikum mit soulige Melodien, groovigen Beats und samtig-warmem Gesang. Fürs leibliche Wohl von Künstlerinnen und Künstlern und Besucherinnen und Besuchern sorgten die Kleingärtner zusammen mit dem Team der Vereinsgaststätte “El Horst”. Mitmachangebote für große und kleine Kinder und eine Tombola rundeten das Programm ab. Mit dem letzten Künstler auf der Hauptbühne, David Lübke, ging ein besonderes Vereinsfest zu Ende. Das jüngste Album von David Lübke heißt “Wo der Mond die Erde küsst”. Ein Titel wie gemacht für den perfekten abendlichen Ausklang einer besonderen Vereinsfeier.

Text & Fotos: Sven-Karsten Kaiser

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