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Projekt Artenvielfalt: Neues von der Wiese in Selben

in Projekte & Initiativen, Vereinsleben
Projekt Artenvielfalt

Im Kleingartenverein “Früh Auf” in Selben verfolgt Fachberater Harald Baber seit einiger Zeit ein Projekt zur Artenvielfalt. Nachdem Herr Baber vor wenigen Wochen vom Start des Projekts “Artenvielfalt erleben” auf einer Wiese im Verein berichtet hat, gibt es nun ein erstes Update zum Werdegang der Grünfläche vom ungenutzten Brachland zu einer insektenfreundlichen Blühwiese.

Projekt Artenvielfalt: 1. Update von der Wiese

Die Entwicklung der Pflanzenwelt auf der Pachtfläche nahm ihren naturgemäßen Lauf. Ich bin sehr dankbar über den Hinweis eines Teilnehmers am Workshop, dass man doch erst einmal die Entwicklung der Pflanzenwelt über einen gewissen Zeitraum ungestört lassen sollte, um daraus weitere Erkenntnisse zu ziehen. Dieser Grundsatz ist eine wichtige Voraussetzung für die Fortsetzung eines solchen Projektes. Wenn man dann die Entwicklung einer so vielfältigen Pflanzenwelt betrachtet, wird einem erst einmal klar, was in den vergangenen Jahren alles zerstört wurde.

Die über Jahre hinweg zufällig eingetragenen Samen haben sicherlich ihr Übriges dazu beitragen. Es ist beeindruckend und in gewisser Weise faszinierend, wie sich eine eigentlich heimische Pflanzenwelt ihr Refugium zurückerobert. Man wird sicherlich niemals die gesamte Bandbreite an für Insekten notwendigen und überlebenswichtigen Pflanzen ansiedeln können. Aber gerade diese Einsicht erscheint mir eine Grundvoraussetzung für das Gelingen und das Dran bleiben an solchen Projekten zu sein.

Blühwiese in Selben entwickelt sich

Diesbezüglich könnte man zu dem Resümee gelangen: „Allen Insekten recht getan, ist eine Kunst, die der Mensch niemals kann“. Deshalb sollte man die eigene Erwartungshaltung immer in Grenzen halten. Denn nur weil man bestimmte Pflanzen angesiedelt hat, werden sich nicht sofort oder automatisch die darauf spezialisierten Schmetterlinge und andere Insekten einstellen. Gerade die Spezialisierung der Insekten bezüglich ihrer Nahrungsquellen und Larvenentwicklung stellt eine sehr große Herausforderung dar.

Die Zeit schritt voran, und es war eine sehr unterschiedliche Vegetation zu beobachten. Neben einer sich sehr stark entwickelnden Grasfläche gab es Flächen, die übersät waren mit Margeriten oder rotem Mohn. Nach dem Verblühen der Margeriten setzten sich allerdings auch dort die Gräser durch. In den übrigen Flächen dominierten die schwächer wachsenden Gräser und Blühpflanzen. Bei dem Versuch, diesen üppigen Wuchs per „Flora Incognita“ zu erfassen, war man schnell bei über 20 Exemplaren angekommen. Bei den Insekten hielt es sich, wie nicht anders zu erwarten, in Grenzen. Hierbei stellten allerdings die Feinheit und die Unauffälligkeit das Besondere dar. Wer hat schon bei dem Erscheinen großer, oft gesehener Schmetterlinge solchen Winzlingen wie Sechsflecken-Widderich, Bläuling, Trauer-Rosenkäfer, Braunbinden-Wellenstriemenspanner oder Malveneule Beachtung geschenkt.

Erste Mahd zeigt Potenzial der Grünfläche

Die Grasflächen entwickelten sich, wie schon erwähnt, prächtig und musste nun mit dem ersten Schnitt weichen, um Platz für den neuen Austrieb zu schaffen. Das war allerdings leichter gesagt als getan, denn die Wuchshöhe und Dichte sowie die rudimentären Fähigkeiten im Umgang mit der Sense, machten daraus einen Kraftakt. Das Mähen war das Eine aber wohin mit dem Mahdgut nach der notwendigen Ablagerung? Glücklicherweise hat sich eine Dorfgemeinschaft erhalten, deren selbstverständliche und anerzogene Hilfsbereitschaft bis in die heutige Zeit unbeschadet funktioniert.

Dieser Umstand machte es möglich, den überwiegenden Teil als Heu seiner ursprünglichen Bestimmung zuzuführen. Im Schwerpunktbereich Öffentlichkeitsarbeit sind mittlerweile auch Fortschritte zu vermelden. Leider sind die als üppig prognostizierten Quellen diesbezüglich am Versiegen und es mussten neue akquiriert werden. In diesem Zusammenhang möchten wir uns ausdrücklich beim LSK für die Bewilligung der beantragten Fördermittel bedanken. Es ist schon ernüchternd, aber für diese Zeit nicht ungewöhnlich, mitzuerleben, wie schnell Enthusiasmus ins Schlingern gerät. Auch wenn bürokratisch begleitet.

Insektenfreundliche Blühwiese im Verein "Früh Auf"

Wir hoffen natürlich, dass diese Unterstützung keine Eintagsfliege ist. Zum Beispiel nur, um sich ein Bienchen ans Revers heften zu können. Uns ist bewusst, dass wir dafür auch etwas Vorzeigbares nicht nur Erschaffen, sondern auch erhalten müssen und dass ein überlegter und sorgsamer Umgang Voraussetzung ist. Wir hoffen ganz stark, dass wir nicht mit unserem Bemühen dem, in dieser Zeit zu oft verkündeten, „Projekttod“ zum Opfer fallen. Da unser Ziel ja der Erkenntnisgewinnung und dessen Weitergabe sind, würde ein solches Ende keinerlei positive Auswirkungen auf die persönliche Einstellung in Bezug auf die gesellschaftliche Entwicklung bewirken. 

Bis zum nächsten Mal bei „Neues von der Wiese“

Teil Eins des Berichts mit Herrn Babers Gedanken zum Projekt und den ersten Informationen zum Start gibt es hier.

Text & Fotos: Harald Baber, KGV “Früh Auf” in Selben

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