NABU: Amsel-Sterben bedroht Singvogel-Population

Zur NABU Aktion „Stunde der Wintervögel“ beteiligten sich mehr als 6.000 Vogelfreund*Innen aus Sachsen. Leider erschwerten Minusgrade, Neuschnee und Wind die Zählung und trieben nicht nur die Beobachtenden schnell wieder ins Haus, sondern auch die Vögel zurück in ihren Unterschlupf. Vor allem das Amsel-Sterben besorgt die Naturschützer. (Foto: chris23/Unsplashed).
NABU: "Stunde der Wintervögel" im Januar
Vom 10. bis 12. Januar 2024 rief der NABU zur „Stunde der Wintervögel“ auf. An diesem Wochenende sollten Tier- und Vogelfreund*Innen eine Stunde lang im Freien Vögel beobachten, zählen und ihre Arten bestimmen. Anschließend konnten die Ergebnisse an den NABU übermittelt werden, der anhand dieser Daten Rückschlüsse zur Vogelpopulationen in einzelnen Regionen ziehen konnte. Mittlerweile liegen die Ergebnisse vor und zeigen, dass es den Wildvögeln teilweise schlechter geht als man annehmen mag.
Denn vor allem die Populationen der Amseln sind drastisch zurückgegangen. Daran sei wohl vorrangig das Usutu-Virus schuld, vermuten die Naturschützenden des NABU. Vor allem in Bundesländern wie Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern deuten die Zählungen auf einen Rückgang der Amselpopulation von bis zu 40 Prozent hin. In diesen Regionen wurden im Jahr zuvor viele Infektionsfälle mit dem Usutu-Virus registriert. Deshalb geht der NABU davon aus, dass der Rückgang der Amseln direkt mit dem Ausbruch der Krankheit unter den zur Familie der Drosseln gehörenden Singvögeln zusammenhängt. Auch in Sachsen ist die Zahl der Amseln um rund 18 Prozent geschrumpft.
Am häufigsten gesichtete Vögel:
- Haussperling
- Kohlmeise
- Blaumeise
- Amsel
- Feldsperling
- Elster
- Buchfink
- Ringeltaube
- Rotkehlchen
- Rabenkrähe
Daten zur Aktion:
- Teilnehmer insgesamt: 122.056
- Teilnehmer in Sachsen: 6.558
- Gärten insgesamt: 84.276
- Beobachtete Vögel insgesamt: 2.767.249
- Beobachtete Vögel in Sachsen: 154.685
Die Bedingungen am Aktionswochenende haben dazu geführt, dass weniger Menschen als im Vorjahr teilnahmen. Auch die Vögel verbrachten die teils schneereichen und klirrend kalten Tage vermehrt im schützenden Unterschlupf und ließen sich seltener blicken. Dadurch sank die Zahl der Teilnehmenden in Sachsen im Vergleich zum Vorjahr um rund 10 Prozent ab. Alle Ergebnisse zur „Stunde der Wintervögel“, den gezählten Vögeln und den regionalen Unterschieden können Interessierte hier auf der Webseite des NABU einsehen.
Amsel-Sterben durch Usutu-Virus
Das Usutu-Virus ist mit der Japanischen Enzephalitis und dem West-Nil-Virus verwandt und wurde erstmals im Jahr 1959 in Südafrika nahe des Flusses Usutu (auch Maputo genannt) identifiziert. Dabei befällt es vor allem Vögel und Säugetiere wie Pferde und den Menschen. Während es bei Menschen und den meisten anderen Tieren oft symptomlos verläuft, erkranken Amseln, Bartkäuze und andere Eulenvögel zum Teil schwer und zeigen deutliche Symptome.
Zunächst kommt es im Kopf- und Halsbereich erkrankter Vögel zu einer hellen Verfärbung und struppigen Federn. Zum Teil sind die Tiere dort auch kahl oder weisen kahle Stellen auf. Hinzukommen apathisches Verhalten und Entzündungen im Zentralnervensystem. Dadurch sind betroffene Vögel häufig an Orientierungs- und Koordinationsstörungen und einem unnormalen Drehen des Kopfes zu erkennen. Die Erkrankung führt binnen weniger Tage zum Tod der betroffenen Tiere. Da vor allem Amseln anfällig für einen tödlichen Verlauf des Virus sind, wird die Erkrankung auch „Amsel-Sterben“ genannt.

Spatz und Rotkehlchen im heimischen Garten (Foto: Tommy Brumm).
Stechmücken übertragen Viruskrankheit
Verantwortlich für die Übertragung sind Stechmücken. Daher treten Krankheitswellen vor allem im Sommer und Herbst auf. Nachdem das Virus erstmals 2011 im Südwesten Deutschlands ein Vogelsterben ausgelöst hat, wurden weitere große Wellen 2016 und 2018 verzeichnet. Seitdem kommt es regional immer wieder zu Ausbrüchen, die vielen Amseln und anderen Vögeln das Leben kosten. Mittlerweile ist der Erreger in ganz Deutschland und in nahezu ganz Europa verbreitet.
Durch den Übertragungsweg durch Stechmücken können auch Menschen erkranken. Allerdings verlaufen die Infektionen in der Regel komplett oder nahezu symptomlos. Lediglich vereinzelt kommt es zu leichtem Fieber und Krankheitsgefühl. Bei Personen mit einem geschwächten Immunsystem traten in wenigen Fällen Hirnhautentzündungen auf, erkennbar an Fieber, Kopfschmerzen, einem steifen Nacken, Lichtempfindlichkeit und ähnlichem. Da der Mensch kein passender Wirt für das Virus ist, sind schwerwiegende Infektionen sehr selten. Einen Impfstoff gibt es derzeit nicht.
"Stunde der Gartenvögel" im Mai 2025
Die nächste Aktion zum Zählen von Vögeln findet im Mai statt. Dann können Interessierte und Vogelfreund*Innen erneut im heimischen Garten und Kleingarten Vögel beobachten und ihre Ergebnisse an den NABU übermitteln. Die „Stunde der Gartenvögel“ mit einem ähnlichen Aktionsablauf läuft vom 9. bis 11. Mai 2025. Da im Mai mit einem besseren Wetter zu rechnen ist, hofft der NABU auf eine rege Teilnahme und viele Vogelsichtungen in deutschen (Klein)Gärten.
Carmen Kraneis
Verwandte Artikel
Alle wichtigen Neuigkeiten jetzt kostenfrei als Newsletter abonnieren!
„Unser Kleingarten“ wird Ihnen regelmäßig als Newsletter präsentiert und bietet Ihnen eine Fülle von Informationen und Ressourcen rund um das Thema Kleingärten.